Inmitten grüner Hügel am Rande der Stadt Milot im Norden von Haiti steht eine imposante Schlossruine, die nicht nur von der Bauart an einen Prunkbau in Potsdam erinnert, sondern mit diesem auch den Namen teilt: Sans Souci, französisch für „Ohne Sorge“. Der Palast 180 Kilometer nördlich der Hauptstadt Port-au-Prince wurde 1842 durch ein schweres Erdbeben zerstört, um den Schlossherrn war es allerdings schon einige Jahre zuvor geschehen.
Vom Sklaven zum König, vom Prunkleben zum Selbstmord
Bauherr des von 1810 bis 1813 errichteten Herrschaftssitzes war Heinrich I. von Haiti, der auf französisch als Henri I. firmierte, 1767 als Sklave auf Grenada geboren worden war und vor seiner Krönung den Namen Henri Christophe trug. Er nahm an der Haitianischen Revolution gegen die Franzosen teil, kämpfte anschließend gegen seinen vormaligen Kampfgefährten Alexandre Pétion um die Alleinherrschaft und erlangte schließlich die Macht im Nordteil des Karibik-Staats. Dort ließ er den revolutionären Geist bald vermissen, wandelte sein Land in eine Erbmonarchie um und ließ sich selbst 1811 zum König ernennen. Sonderlich beliebt war Henri I. nicht. Der Bau seiner zahlreichen Prunkbauten, in denen er rauschende Feste für die Oberschicht gab, kostete unzählige Menschenleben. Der König galt als unbarmherzig. Seinem drohenden Sturz kam er am 8. Oktober 1820 zuvor, indem er sich selbst erschoss – der Legende nach mit einer silbernen Kugel.
Welterbestatus nach Zerstörung
Seit der Zerstörung durch das Erdbeben von 1842 steht das haitianische Sans Souci ohne Dach im tropischen Regen. Eine Sehenswürdigkeit blieb die Ruine dennoch bis heute, seit 1982 hat sie – gemeinsam mit der ebenfalls im Auftrag Henri I. erbauten Festung Citadelle Laferrière sechs Kilometer südwestlich – sogar UNESCO-Welterbestatus. Viel besucht werden diese historischen Highlights aufgrund der geringen Touristenzahlen in Haiti dennoch nicht.